Europameister unter sich

14.03.2014

Li Fen & Dimitrij Ovtcharov
Li Fen & Dimitrij Ovtcharov

 

Mit den WSA-Stammspielern wie Marcos Freitas, Robert Gardos, Alexander Shibaev, Chen Weixing, João Monteiro, Daniel Habesohn und vielen mehr, wurde der Ausdruck „Weltklasse-Tischtennis“ in Schwechat bereits alltäglich.

 

Ein Ausnahmeathlet der diesen Begriff vor allem in den letzten Monaten neu definiert hat, befand sich diese Woche vor den Toren Wiens.

 

 

Niemand geringerer als die aktuelle Nummer sechs der Welt, Bronzemedaillengewinner von London und regierender Europameister: Dimitrij Ovtcharov war eine Woche in der Werner Schlager Academy zu Gast.

 

Der Niedersachse schlug seine Zelte für einige Tage in der WSA auf, um unter den besten Bedingungen und der Aufsicht von Head Coach Richard Prause und Dirk Wagner seinem Training nachzugehen.

 

Neben der harten Arbeit, stand „Dima“ dem WSA Team dankenswerter Weise aber auch für Interview Rede und Antwort:

 

*) Mit wie vielen Jahren hast du mit dem Tischtennis begonnen und was/wer hat dich dazu bewogen?

 

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mit dem Tischtennis begonnen, als ich fünf Jahre alt war. Da ich noch sehr klein war, hab ich zuerst auf dem Küchentisch gespielt. Später hat mein Vater eine Tischtennisplatte auf Stelzen gebaut bis ich dann ca. im Alter von sieben Jahren über einen normalen Tisch sehen konnte. Zum Tischtennis bewogen hat mich mein Vater, der selbst Spieler war und sich zur Lebensaufgabe genommen hat, mich zum Tischtennisspieler zu machen.

 

*) Du hast ja gute Erinnerungen an die WSA (Anm.: Europameisterschaft 2013)?

 

Das stimmt. Ich bin wirklich sehr gerne hier. Ich wohne sogar im gleichen Zimmer, in dem ich auch gewohnt habe, als ich Europameister geworden bin. Alle Leute sind sehr nett. Ich kenne sehr viele Spieler und natürlich die Trainer Richard Prause, der auch fünf Jahre lang mein Nationalteamtrainer war und Dirk Wagner unter dem ich bei Borussia Düsseldorf gespielt habe, sehr gut. Ich habe also nur positive Erinnerungen.

 

*) Was hat dich dazu bewogen wieder vorbei zu kommen?

 

Ich werde in viele Trainingsgruppen eingeladen und es ist nicht so einfach aus seinem persönlichen „System“ rauszukommen, da man ohnehin schon sehr viel unterwegs ist. Aber Wien-Schwechat  ist wirklich schön.  Alles ist extrem professionell hier und das Training ist natürlich sehr gut. Daher war es auch der richtige Schritt jetzt zu kommen und ich plane auch öfter zu kommen.

 

*) Was sind deiner Meinung nach die Vorteile der Werner Schlager Academy?

 

Es ist die größte Halle, die ich für Tischtennis Trainingszwecke jemals gesehen habe. Es ist ja eine richtige Wettkampfhalle. D.h., dass die Bedingungen wie auf einem großen Turnier sind. Ich habe auch noch nie eine Halle gesehen, wo so viel adäquate und professionelle Trainer am Werk sind. Das ist auch der Grund dafür, dass so viele Spieler hier sind.

 

*) Wie verlief das Training für dich?

 

Ich bin zufrieden. Es ist sehr abwechslungsreich. Ich habe mit einigen Rechtshändern wie etwa Stefan Fegerl und Daniel Habesohn sowie mit Marcos Freitas als einem der besten Linkshänder Europas trainiert. Heute noch dazu mit Chen Weixing als Abwehrspieler. An sehr vielen Kleinigkeiten mit Richi (Anm.: Richard Prause) gearbeitet. Es gibt, neben meiner Haupttrainingsstätte in Düsseldorf, sonst sehr wenige Trainingsgruppen, wo man gute Links-, Rechtshänder und Abwehrspieler hat.

 

*) Wie viel (Tischtennis) Trainingseinheiten hast du in einer Woche normalerweise?

 

Ich gebe mein Bestes, auf jeden Fall zwei gute (Tischtennis) Einheiten plus eine Fitness Einheit pro Tag zu absolvieren. Wenn man dies konzentriert und intensiv durchzieht ist schon viel getan.

 

*) Wie oft trainierst du den Aufschlag?

 

Ich glaube Auf- und Rückschlag Training ist „das A und O“ im Spiel. Ich glaube es gibt viele gute Spieler die sehr stark im offenen Ballwechsel sind, die kommen jedoch gegen gute „Aufschläger“ gar nicht zu ihrem Spiel.

 

*) Was würdest du als deinen besten Schlag bezeichnen?

 

Ich glaube, dass ich eine sehr gute Rückhand habe. Ich habe allerdings auch sehr gute Aufschläge und sehr aggressive Rückschläge, vor allem mit der Rückhand.

 

*) Was würdest du als deinen bislang größten Erfolg bezeichnen?

 

Ich habe schon zum Glück einige schöne Erfolge gefeiert. Das eine hat das andere oft „getoppt“. Die erste Olympische Medaille in Peking (Anm.: Mannschaft). Aber die erste  Olympiamedaille im Einzel (Anm.: London 2012) hat das nochmals in den Schatten gestellt. Auch wenn die Gefühle vielleicht gleich waren. Der klare Sieg bei den Europameisterschaften (Anm.: in Schwechat) war natürlich ein ganz großes Highlight.

 

*) Hättest du dir jemals eine derartige Karriere erträumt?

 

Ich habe schon eine große Karriere angestrebt. Ansonsten hätte ich nicht schon im jungen Alter so viel trainiert, wenn mein Ziel gewesen wäre, die Nr. 50 der Welt zu sein. Es wäre zu viel „invest“ für zu wenig „return“ gewesen. Es ist nicht einfach das zu erreichen. Da gehört auch etwas Glück sowie natürlich harte Arbeit und Disziplin dazu.

 

*) Wie siehst du den Unterschied zwischen China und dem Rest der Welt?

 

China ist wirklich extrem stark, aber das kommt alles nicht von ungefähr. Sie haben sehr gutes Know-how. Bilden die besten Spieler als Trainer aus. Die Masse macht auch sehr viel aus. Jeder gute Spieler hat fast seinen eigenen Trainer. Noch dazu gibt es sehr gute Sparringpartner mit dem Niveau von Top 10, Top 20 Spielern der Welt. Die finanziellen Möglichkeiten für Tischtennis sind in China eigentlich „endlos“. Vergleichbar mit den Möglichkeiten der Fußball Nationalmannschaft in Deutschland. Da ist das Sportsystem in Europa, vielleicht sogar allgemein in allen Sportarten, nicht gut genug, um da mitzuhalten.

 

*) Auf was kommt es deiner Meinung nach im modernen Tischtennis an?

 

Tischtennis entwickelt sich aus meiner Sicht immer mehr in den athletischen Bereich. Die Spieler, die auch extrem fit und schnell am Tisch sind, den Ball gut spielen können und dem Gegner ihr Spiel aufzwingen, setzen sich durch.

 

*) Was sind deine kurzfristigen sportlichen Ziele für die Zukunft?

 

Kurzfristige Ziele gibt es jede Woche „irgendwo“. Der Verein (Anm.: Fakel Gazproma Orenburg) erwartet von mir immer Siege und von unserem Team immer zu gewinnen. Das ist sehr wichtig. Ein kurzfristiges Ziel sind natürlich auch die German Open. Ein großes Highlight ist natürlich die Mannschafts-Weltmeisterschaft in Tokio. Ich plane auch wieder in der Chinesischen Liga zu spielen und hoffe, dass sich mich wieder so gut durchsetzen kann wie letztes Jahr.

 

*) Was sind deine langfristigen sportlichen Ziele für die Zukunft?

 

Die Weltmeisterschaft in China 2015 und die Olympiade in Rio de Janeiro 2016. Ich muss mich, wenn ich über die Erfolge von London (Anm.: Dritter Platz im Herren Einzel) hinauskommen will, einfach noch weiter verbessern. Der aktuelle Level wird nicht genügen um da etwas zu erreichen das besser ist als ich schon habe. Da muss man einfach noch „zwei Schritte“ nach vorne.

 

*) Für welche Sportarten interessiert du dich noch?

 

Ich interessiere mich sehr für Tennis. Ansonsten verfolge ich die Fußball Bundesliga und Champions League und auch die NBA.

 

*) Dein persönliches Motto?

 

Fleiß ist der beste Talentfaktor.

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